Der kleine Lichtstrahl
Ein Lichtstrahl klein macht sich in wunderbarer Weise
auf - von der Sonne – zu einer geheimnisvollen Reise
vorbei am Mond, Kometen und Planeten
hat er einen Auftrag und darf sich nicht verspäten.
Nach acht Minuten war er schon hier
begrüßt die Erde ihn in blauer Zier
Doch leblos liegt sie noch vor ihm
Gewalten toben ungestüm
und wartet nur noch auf den Augenblick,
dass ihr gegeben durch diesen Strahl
das Leben, die Zukunft mit neuem Geschick.
Im Nu war schnell der Keim gelegt
bald war die Erde reich belebt
und hat sich Groß und Klein darauf bewegt.
Der Lichtstrahl aber weiter eilt durch Raum und Zeit
hält Überraschendes für uns bereit.
Im Regen eint er sich mit Freunden und im Nu
winkt er in einem Bogen bunt der Sonne zu.
Er war dabei als jener Blitz einschlug
der Feuers Nahrung war im ersten Funkenflug.
Im alten Hellas taucht er in ein Bad aus Stein
darin dem klugen Griechen schoss es ein
sodass er unbekleidet auf die Straße lief
und mit dem Geistesblitz "Heureka" rief.
Auch für die Kunst war er sich nicht zu schad´
sein Weg führt ihn an Wien´s Gestad´
zu einem Mann, Genie von Gottes Gnad´.
Der Strahl streift den Titan mit musikalischem Gespür
und eh des Maestros Ohr wurd´ taub
klopft noch das Schicksal an die Tür -
Bamm, bamm, bamm, bamm,
bamm, bamm, bamm, bamm
Flugs ging es weiter, bis in moderne Zeiten
des Menschen Geist wollt´ alle Grenzen überschreiten
missbraucht das Licht, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Ein greller, unheilvoller Pilz schließlich
erschreckt den Strahl, zerstörerisch die Kernkraft outet sich.
Schnell kehrt er um und eilt zurück in frühe Zeiten
zu den Hirten einer heilig Nacht mit leuchtend´ Stern den Weg zu leiten
zu einem ärmlich Stall - doch große Freude zu bereiten.
Denn wie die Engel zuvor kundgetan
Immanuel war neugebor´n nach göttlich Plan.
Der Lichtstrahl zögert kurz - vor Ehrfurcht, doch dann tritt er ein
durch eine Ritze – und bringt hellen Schein.
So wie´s der Zufall wollt´ führt ihn sein Weg
geradeaus in Knäbleins Nas´ hinein.
Schnell macht er kehrt, doch schon es war gescheh´n,
nach kurzer Zeit man konnt´ das rote Näschen seh´n.
Das göttlich Kind wusst´nicht , wie ihm geschah,
der Druck wurd´ groß und größer dem Zerreißen nah
Und plötzlich da entlud auf einmal sich die ganze Kraft,
Erleichterung der kleine Knab´ hatt´ sich verschafft
und ein Ha-tschi war aus der Krippe leis´zu hör´n.
Süß lächelt´s Kindlein, Maria konnt´s ganz glücklich sehn.
Der kleine Lichtstrahl aber zufrieden leuchtet in der Nacht -
und auch ein wenig stolz - hat er den Menschen doch das Niesen beigebracht.
Copyright Textwerkstatt Otto Dez 2013